Aus Barcelona auf den Bock

Aus dem BOCHOLTER-BORKENER VOLKSBLATT vom 14.02.2018

Jesús M. Bonal Granda ist bei der Spedition Wessels zum Berufskraftfahrer ausgebildet worden.

Es läuft bei Jesús M. Bonal Granda: Der 33-Jährige aus Barcelona hat gerade seine Ausbildung als Berufskraftfahrer bei der Spedition August Wessels GmbH abgeschlossen und gleich einen unbefristeten Vertrag bekommen. Er fährt jetzt Stückgut in der näheren Umgebung. Nach den ersten Tagen kennt er bereits seine Kunden und seine Wege. „Es macht Spaß“, sagt Bonal Granda. Auch privat ist er in Deutschland angekommen: Mit seiner deutschen Freundin ist er jetzt nach Oberhausen gezogen, das Paar erwartet im Juni Nachwuchs. Aber warum Oberhausen? Das Westmünsterland sei schön, aber: „Ich komme aus Barcelona. Es ist hier zu klein für mich. Ich brauche mehr Leben.“

Vermittelt zwischen spanischem Bewerber und deutschem Ausbildungsbetrieb hat die Bundesagentur für Arbeit. Das Sonderprogramm heißt „Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen aus Europa“ (MobiPro-EU). Nicht nur in Spanien auch in anderen Ländern der EU mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, zum Beispiel in Bulgarien oder Portugal würden Leute angeworben, berichtet Tina Brüninghoff, Arbeitsvermittlerin beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit in Bocholt.

„Wir sind froh, dass es wirklich geklappt hat“ sagt Andre Wessels, Geschäftsführer der Spedition August Wessels. Das Risiko sei groß gewesen, denn die Ausbildungskosten, besonders die Kosten für den Lkw-Führerschein, seien von Anfang an gelaufen. Das Geld wäre natürlich weg gewesen, wenn Bonal Granda die Ausbildung abgebrochen hätte. Doch bei Wessels ist die Quote gut, neben dem Spanier macht auch noch ein Bulgare im gleichen Programm seine Ausbildung. Auch hier ist Andre Wessels sehr zuversichtlich.

Er sei vorher acht Jahre beim Militär gewesen und habe dann in einer Autofabrik gearbeitet, berichtet Jesús M. Bonal Granda. „Es ist bei uns ein bisschen schwer für junge Leute.“ Zunächst machte er mit zwölf anderen Spaniern noch in Spanien einen Deutschkurs. Von den zwölf Leuten seien nur noch er und zwei andere in Deutschland. Die anderen seien wieder nach Hause gegangen. Der Start sei für viele sicher nicht einfach, sagt Bonal Granda: „Die Sprache ist ganz anders, die Mentalität ist ganz anders, das Wetter ist unmöglich.“ Er sei jedoch ein Mensch, der schnell ein bisschen Spaß mit allen mache und er habe gleich Basketball gespielt. „Es hilft, wenn du ein offener Charakter bist. Wenn du dann in einer deutschen Gruppe bist, ist es wie in Spanien.“

Außerdem helfe es auch, wenn die Leute nett seien, so wie sein Ausbilder Mike Terbeck, Fuhrparkleiter bei Wessels: „Wir sind hier alle wie Freunde.“ Es sei schwer für Bonal Granda oder andere, die Deutsch als Fremdsprache gerade neu lernen, bestätigt Terbeck. In Deutschland musster er zunächst zwei weitere Sprachkurse und einen Integrationskurs machen, um auf ein Sprachniveau zu kommen, bei dem er dem Berufsschulunterricht folgen konnte. „Das war nicht leicht, gerade bei den theoretischen Fachbegriffen“, sagt Terbeck. In der ersten theoretischen Prüfung der Berufsschule sei er daher auch – sehr knapp – durchgefallen. Im zweiten Anlauf hat es dann geklappt.